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27.7.2017 - Gemeinderat
Abfuhr für nachhaltige Haushaltspolitik
Einem Antrag der Freien Wähler, die auf ihren Vorschlag vor 9 Jahren eingeführte 1%-Haushaltsregel im Rahmen einer Arbeitsgruppe zu überarbeiten, erteilten die anderen Fraktionen eine Abfuhr. Das ist ein Rückschritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Haushaltspolitik.

Die Regel besagt: "Im Verwaltungshaushalt sollen die Ausgaben nicht stärker wachsen als die Einnahmen, sondern 1% unter den Einnahmen bleiben." Seit Beginn wurde diese Regel eingehalten oder sogar unterschritten.

Die Verwaltung hatte nun vorgeschlagen, die auf der Einnahmen- und Ausgabenseite betragsmäßig identischen Buchungen wie beispielsweise kalk. Kosten und Interne Leistungsverrechnung sowie die Kreisumlage bei der Ermittlung der Kennzahl nicht mehr zu berücksichtigen, da sie die prozentuale Veränderung aufgrund der unterschiedlichen Basis (die Ausgaben werden bei der Ermittlung der Kennzahl um Zuführungen zum Vermögenshaushalt reduziert) verzerren würden.

Für die interne Leistungsverrechnung trifft das in der Tat zu.
Der Anstieg der kalkulatorischen Abschreibungen war insofern überhöht, als diese erst in den letzten Jahren eingeführt wurden. Dieser Effekt muß natürlich statistisch bereinigt werden. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht dürften sie sich allerdings nicht im Verwaltungshaushalt ausgleichen, da sie einen Werteverzehr im Vermögenshaushalt darstellen. Durch die Systematik der Kameralistik ist dieser nicht durch Einnahmen gedeckt, sofern nicht in angemessener Höhe Zuführungen zum Vermögenshaushalt erfolgen. Ob diese ausreichen, ließe sich aber nur durch eine detaillierte Ermittlung überprüfen.
Die Veränderung der Kreisumlage mit dem Argument wegzulassen, dass diese nicht beeinflussbar sei, ist ebenfalls fragwürdig.  Zum einen trifft dies für den größten Teil der Ausgaben zu, zum anderen muß sie letztlich doch durch Einnahmen gedeckt sein. In den letzten 10 Jahren ist sie kontinuierlich um rd. 5% pro Jahr gestiegen.
Um diese und andere Unklarheiten, die sich dem Laien nicht auf den ersten Blick erschließen, gründlich zu untersuchen, haben die Freien Wähler die Neuauflage der interfraktionellen Arbeitsgruppe beantragt. Unter dieser Prämisse haben sie dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, um eine konstruktive Zusammenarbeit zu ermöglichen. Umso enttäuschender diese Abfuhr.

Denn es gibt noch weitergehende Zweifel, ob die derzeitige Regel - obwohl ein Schritt in die richtige Richtung - ausreicht. In der Begründung des Antrags wurde dies erläutert.

Die 1%-Regelung allein erweist sich in Phasen längerer Hochkonjunktur (die wir in den letzten Jahren hatten) als problematisch, da die Ausgaben durch die Koppelung an das konjunkturell bedingt überdurchschnittliche Einnahmenwachstum das reale Wachstum + allg. Teuerung übersteigen. Erfahrungsgemäß ist aber ein einmal erreichtes Ausgabenniveau nur noch schwer zu reduzieren, wenn die Einnahmen konjunkturell bedingt sinken. Dies liegt insbes. an eingegangenen vertraglichen oder anderweitig schwer rücknehmbaren Verpflichtungen. Die Folge ist eine über das erwünschte Maß hinausgehende Neuverschuldung, die sich bereits im Finanzplan bis 2019 angedeutet hat, weshalb dieser von den Freien Wählern abgelehnt wurde.
Er liegt auch im Sinne der Keynes'schen Wirtschaftspolitik, nach der Einnahmenüberschüsse in Phasen der Hochkonjunktur zur Schuldentilgung zu verwenden sind, um dann bei einer Rezession Spielraum für Neuverschuldung (deficit spending) zu haben.
Deshalb sollte man die Regelung dergestalt ergänzen, dass der Ausgabenanstieg wirksam auf das reale Wachstum der Gemeinde (Einwohner und Gewerbe) sowie den Anstieg der allgemeinen Lebenshaltungskosten begrenzt wird.

Die Freien Wähler sehen diesen Vorschlag als konstruktive Lösung, um dieser Schuldenfalle zu entgehen, und werden sich weiter für eine nachhaltige Haushaltspolitik einsetzen. Volkstümlich ausgedrückt bedeutet dies: Wir dürfen nicht über unsere Verhältnisse leben und müssen für schlechte Zeiten vorsorgen.

UhlHerbert J.Uhl
Gemeinderat
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Auf diesen Seiten berichte ich über die Arbeit des Gemeinderats und seiner Ausschüsse aus meiner Sicht. Damit möchte ich getreu meinen Wahlzielen die Transparenz verbessern und die Entscheidungen des Gemeinderats für die Bürger nachvollziehbar kommentieren. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um ein verbindliches Protokoll, und auch nicht unbedingt um die Position der Freien Wähler, sondern um eine Auswahl meiner subjektiven Eindrücke.