Freie Wähler Vaterstetten e.V. 
 Notizen aus dem Gemeinderat
 
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19.4.2018 - Gemeinderat
Umfahrungsvarianten abgelehnt - Dauerbrenner Feuerwehr
In der sehr umfangreichen Sitzung, die erst kurz nach 23 Uhr zu Ende ging, wurde auf die Schnelle eine Vielzahl brisanter und kostspieliger Themen durchgepeitscht.
Einige bereits früher geklärte oder formale Themen wurden einstimmig verabschiedet, so die Ausschreibung der innerörtlichen Buslinie 451, die Stützwandsanierung an der Bahnunterführung Karl-Böhm-Straße, die Vergabe der Photovoltaikanlage auf dem neuen Sportgebäude, die Neugestaltung des Außenbereichs des Kinderhauses am OHA, die Sanierung des Alten Rathauses in Parsdorf sowie die Feststellung der Jahresrechnung 2016 und die daraus resultierende Entlastung der Verwaltung. 

Problematischer war erwartungsgemäß die Vorstellung der vom Bürgermeister in Auftrag gegebenen Verkehrsuntersuchung (VU) für Alternativen zur Umfahrung Weißenfeld  / Parsdorf. Von den sog. Bürgermeister-Varianten (12) scheint mir Variante 1b (VU Anl. Plan 8) am günstigsten, v.a. hinsichtlich Kosten und Landverbrauch, zumal sie weitgehend früheren Vorschlägen der SPD und der Freien Wähler entspricht. Lt. Gutachter hat sie aber gegenüber der von ihm und der Mehrheit favorisierten Variante 8c 
(VU Anl. Plan 4) wie alle Bürgermeister-Varianten den Nachteil, dass sie eine geringere Entlastung der Ortsdurchfahrt Parsdorf/Hergolding zur Folge hat. Dieser Vergleich erscheint mir aber aus folgenden Gründen fragwürdig:
In Variante 8c fließen lt. Gutachten (Plan 4) auf das Umfahrungsgebiet aus Vaterstetten, Baldham und Wolfesing rd. 21.000 Kfz. zu bzw. ab, in Variante 1b sind es plötzlich 24.400 Kfz. Der Verkehrsplaner konnte das nicht konkret begründen. Die überörtlichen Verkehrsströme würden sich dann eben in seinem Simulationsmodell anders entwickeln. Das kann doch nur bedeuten, dass zumindest die über 10.000 Verkehrsteilnehmer die Bürgermeister-Varianten attraktiver finden?
Ferner wird in Variante 8c die direkte Verbindung von Baldham nach Hergolding gesperrt, insbes. die Baldhamer werden damit auf dem Weg nach Parsdorf auf die neue Umgehung gezwungen. Sofern man nicht zur Autobahn, sondern in das Gewerebgebiet will, ist das ein unzumutbarer Umweg. In den Bürgermeister-Varianten ist das nicht der Fall.
Aus diesen beiden Gründen ist es logisch, dass dann auch mehr Verkehr durch Parsdorf führt, ein fairer Vergleich ist das allerdings nicht.
Ich verwies auch darauf, dass die 
9.700 Kfz auf dem Dorfplatz Parsdorf trotz der nachteiligen Darstellung immer noch weniger sind als die 12.300 prognostizierten (aktuell 10.800)  auf der Dorfstraße Vaterstetten, wo sich zunehmend wesentlich mehr Wohnbebauung befindet. Am Dorfplatz in Parsdorf gibt es dagegen kaum Wohnbebauung, und danach teilt sich das Aufkommen auf  4.500 bzw. 5.300, ein durchaus zumutbarer Wert im Vergleich zu Baldham und Vaterstetten.
Die neben der Verkehrsbelastung relevanten Faktoren wie Kosten, Flächenverbrauch oder Nutzen für Verkehrsteilnehmer wurden nicht ernsthaft untersucht, so dass überhaupt kein fairer Vergleich vorliegt. Entscheidend wäre zu klären, inwieweit eine Unterführung nach Ammertal (durch die Beteiligung der Autobahndirektion im Zuge der A94-Verbreiterung) billiger käme als ein Brückenbauwerk. Aber auch der weitgehende Verlauf auf bereits vorhandenen Trassen dürfte große Vorteile bei Kosten und Flächenverbrauch bringen.
Die Mehrheit des Gemeinderats weigert sich aber, dies ernsthaft untersuchen zu lassen und beschloss gegen 8 Stimmen aus FW, Grünen und FBU die Fortführung des Planfeststellungsverfahrens. Nur eine Option hielt sich der Bürgermeister offen: Sollte in Folge der Autobahnplanungen doch noch eine Verlegung der EBE 4 nach Süden erfolgen, könnte doch noch eine Südumgehung von Weißenfeld realisiert werden. Übrig bliebe dann ein seltsamer Knick in der Westumfahrung von Parsdorf, wie CSU-Gemeinderat Spitzauer zu Recht anmerkte (s.a. EZ, ESZ)

Im Zusammenhang mit den behandelten Auftragsvergaben habe ich das grundsätzliche Problem angesprochen, dass dem Gemeinderat nur die Preise der jeweiligen Bieter vorgelegt werden, aber keine weiteren Angaben wie Standort, Qualität und Ruf der Firmen, die zur Beurteilung von Zuverlässigkeit und Qualität, aber auch Behandlung der Mitarbeiter von Interesse wären. Die Wirtschaftlichkeit sowie langfristige Gewährleistungsaspekte können so nicht wirklich beurteilt werden. Der Gemeinderat wird zu einem Blindflug gezwungen. Leider wurde das Thema aus Zeitgründen abgewürgt.
Der nächste Schritt zur Aufstellung eines Flächennutzungsplans für das Industriegebiet Parsdorf-Nord bestand, da die konkrete Nutzung noch nicht festliegt, insbesondere in der Vorstellung einer Verkehrsuntersuchung. Der Planer kannte allerdings schon die Zeiten des Schichtwechsels in den künftigen Betrieben.
Er wies aber zurecht darauf hin, dass es auf der Gruber Straße vor allem morgens und abends zu einer Überschneidung von 2 sehr starken Verkehrsströmen (rd. 16.000 KzZ/Tag, viele LKW) kommen würde. Auch das Parsdorfer Kreiselfeld wird durch von Westen auf der A94 kommende Abbieger stärker belastet, die mit den aus Neufarn kommenden Pendlern kollidieren, worauf Sepp Mittermeier (SPD) hinwies. Ich sprach die Empfehlung aus, sich nicht schon in der Planung mit einer punktuellen Verkehrsqualität von C-F zufrieden zu geben, sondern die Zufahrten weitsichtig und großzügig anzulegen. Der Planer bestätigte, dass auch die Autobahnzufahrten teilweise angepasst werden müssten.
Ferner wies ich auf eine wohl notwendige Verstärkung der Busverbindung Parsdorf/Grub hin, für die eine vollständige Kostenübernahme durch die Investoren sichergestellt werden muß, wenn man nicht die Fehler aus dem bestehenden Gewerbegebiet wiederholen will.
Da der westlich der Gruber Straße verlaufende Radweg künftig von 2 stark frequentierten Zufahrten unterbrochen wird, sollte eine Verlegung auf die Ostseite bzw. Unterführungen geprüft werden.
Positiv ist auch die vom Gutachter empfohlene Entzerrung durch stärkere Nutzung der Heimstettener Straße. Die auch von Sepp Mittermeier vorgeschlagen Anbindung an die Südumgehung von Heimstetten (M1) dürfte allerdings am Widerstand der Gemeinde Kirchheim scheitern. (Plan wird demnächst öffentlich ausgelegt)

Nachdem in jüngster Zeit bereits die Feuerwehrhäuser in Parsdorf und Neufarn gerade großzügig ausgebaut
wurden bzw. werden, wozu auch ich noch zugestimmt habe, steht nun mit der Erweiterung des Feuerwehrhauses Purfing eine weitere Investition über rd. 500.000€ an, die ich aufgrund der angespannten Haushaltslage für problematisch halte. 
Nach der Beschlussvorlage hat das geplante Feuerwehrhaus nur ein Drittel der empfohlenen Größe, was schon seine Alibi-Funktion belegt. Ferner wird erwähnt, dass Einrichtungen von anderen Feuerwehren in der Gemeinde auch von der Feuerwehr Purfing genutzt werden (können). Da die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Purfing lt.BV überwiegend berufstätig sind, werden sie auch überwiegend vom Arbeitsplatz und nicht von zuhause zum Einsatz kommen, insofern sollte der Standort keine so große Rolle spielen. 
Ich habe deshalb die Frage aufgeworfen, ob es nicht wirtschaftlicher wäre, das eine Fahrzeug in Neufarn unterzubringen, da es ohnehin nur im Verbund mit den anderen Feuerwehren sinnvoll eingesetzt werden kann, und auf den Ausbau zu verzichten. Meine Frage, welche Gemeinde unserer Größe sich fünf (!) Feuerwehren
leistet, konnte zwar niemand beantworten, trotzdem wurde mein Ansinnen empört zurückgewiesen. So wurde wieder eine Chance vertan, dass diese Gemeinde irgendwann zusammenwächst.

Völlig überraschend und für diese überfrachtete Sitzung unangemessen wurde ein Sanierungsprojekt für die Grundschule an der Wendelsteinstraße vorgestellt. Grund war ein knapper Termin für staatliche Förderung. In einer Machbarkeitsstudie werden verschiedene Varianten von einer Teilsanierung nur des Turnhallendaches über Totalsanierung bis zu ganz oder teilweisem Neubau vorgestellt, mit Kosten zwischen 1'650 - 5'0 Mio.€ vorgestellt. Da die Zukunft der Schule auch zwischen den Fraktionen umstritten ist, schlug ich vor, erst einmal den Förderbescheid abzuwarten und die Ausführung von dann vielleicht obsoleten Einzelmaßnahmen wie Fenster oder sanitäre Einrichtungen - die so schlecht auch nicht sind - aus dem Beschluß zu streichen. MIt dieser Streichung wurde der Beschluss, eine Förderung zu beantragen, einstimmig angenommen.


Von dem am 12.10.17 gegen den Vorschlag der Verwaltung mehrheitlich beschlossenen Abriss und Neubau des alten Rathauses Parsdorf wurde jetzt doch wieder Abstand genommen, nachdem es auch für eine Sanierung Fördermittel gibt. Allerdings wird nicht die ursprüngliche Sanierung durch einen interessierten Mieter umgesetzt, die für die Gemeinde am günstigsten gewesen wäre, sondern eine Generalsanierung für rd. 1'5 Mio.€, die nach der vorgelegten Wirtschaftlichkeitsrechnung aber bei einer Miete von 8,50 € langfristig rentabel sein soll, allerdings nur durch die Fördermittel, die ja eigentlich auch Steuergelder sind.

UhlHerbert J.Uhl
Gemeinderat
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Auf diesen Seiten berichte ich über die Arbeit des Gemeinderats und seiner Ausschüsse aus meiner Sicht. Damit möchte ich getreu meinen Wahlzielen die Transparenz verbessern und die Entscheidungen des Gemeinderats für die Bürger nachvollziehbar kommentieren. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um ein verbindliches Protokoll, und auch nicht unbedingt um die Position der Freien Wähler, sondern um eine Auswahl meiner subjektiven Eindrücke.