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 Notizen aus dem Gemeinderat
 
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06.06.2019 - Gemeinderat
Erschließungskosten - Späte Einsicht von CSU, SPD und Grünen
Für großen Andrang sorgte der Tagesordnungspunkt "Erschließungskosten", der die nachträgliche "Ersterschließung" von vier bereits seit Jahrzehnten bestehenden Straßen auf Kosten der Anlieger vorsah.
Rund dreißig betroffene Bürger warteten gespannt auf die Entscheidung, so dass Bürgermeister Georg Reitsberger den Tagesordnungspunkt auf den Anfang der Sitzung vorverlegte.
In der Sitzung des Bauausschusses vom 4.12.18 war bereits der nachträgliche "Erstausbau" des Sonnenlandwegs in Neufarn und der Andreas-Herz-Straße in Baldham mit 11:1 gegen meine Stimme beschlossen worden. Zwei Tage später sollte der Gemeinderat nicht-öffentlich weitere derartige Maßnahmen beschließen. Meinem Geschäftsordnungs-Antrag, die Debatte öffentlich zu führen, stimmten nur die Gemeinderäte der Freien Wähler und der FBU zu. In der nicht-öffentlichen Debatte wurde dann gegen drei Stimmen der Freien Wähler (zwei waren nicht anwesend) der Ausbau weiterer Straßen vor dem 31.3.21 beschlossen. Begründet wurde dies u.a. damit, dass die Gemeinden dazu verpflichtet seien und der Gemeinderat sich andernfalls strafbar mache.
Aufgrund erheblichen Widerstands der Betroffenen nicht nur in unserer Gemeinde sorgte die Landtagsfraktion der Freien Wähler für eine Klarstellung durch Innnenminister Herrmann, dass keinesfalls eine Verpflichtung bestehe. Es wurde angekündigt, durch eine Änderung des Kommunalabgabengesetzes die Erhebung von Erschließungsbeiträgen für die von Art. 5 a Abs. 7 Satz 2 KAG erfassten Altanlagen in das Ermessen der Kommunen zu stellen. Viele Gemeinden verzichteten im Hinblick darauf, bzw. stellten es den Anwohnern frei. Aus diesem Grund sollte das Thema nun noch einmal behandelt werden.
Auf den Ausbau des Sonnenlandwegs hatte die Verwaltung bereits verzichtet, nachdem sich lt. Beschlussvorlage - natürlich völlig überraschend - herausstellte, "dass die Voraussetzungen für eine Abschnittsbildung nicht vorliegen" und ein Gesamtausbau - der aber ursprünglich gar nicht vorgesehen war - wegen fehlender Bereitschaft zur Grundabtretung nicht möglich sei. Hierbei handelte es sich nach Auskunft der Anlieger um den Reiterhof, der zwar gerne eine gut ausgebaute Zufahrt gehabt hätte (die dann von seinen Kunden auch noch zum Parken benutzt wird), seinen eigenen Abschnitt aber nicht ausgebaut sehen will. Das hat schon ein "Geschmäckle", wenn man weiß, um wen es sich handelt. Außerdem hatten Anlieger nachgewiesen, dass bereits in der sechziger Jahren nicht unerhebliche Erschließungskosten bezahlt wurden, was aber in vielen Fällen nicht nachweisbar ist, weil spätere Erwerber diese Unterlagen möglicherweise gar nicht mehr haben.
Aufgrund dieser doch höchst fragwürdigen Situation hatte die Verwaltung zwar noch die Ausbaupläne für Andreas-Herz-Straße, Brombeer-, Dorffeld-, Sonnenland- und Dompfaffweg durch ein externes Büro (zu sicher nicht unerheblichen Kosten) erstellen lassen, aber aufgrund der noch immer nicht endgültig geklärten Gesetzeslage als Alternative auch einen Verzicht auf den Ausbau zur Diskussion gestellt.
Gleich zu Beginn hielt nun ausgerechnet CDU-Gemeinderat Benedikt Weber, der bisher keine Bereitschaft gezeigt hatte, seine Neufarner Mitbürger in dieser Sache zu unterstützen, ein ausführliches Plädoyer gegen den Ausbau, das weitgehend meiner bisherigen Argumentation entsprach. SPD und Grüne schlossen sich dem an.
Ich wies darauf hin, dass dieser Sinneswandel - möglicherweise unter dem Eindruck der nahenden Kommunalwahlen - wohl auch dem konsequenten Eintreten der Freien Wähler für eine faire Behandlung der Bürger zu verdanken ist. Viele vergleichbare Straßen sind nach Auskunft des Bauamts bereits verjährt, d.h. sie wurden auch nach 25 Jahren noch nicht abgerechnet. Und viele Straßen wurden auf Kosten der Gemeinde ausgebaut, z.T. auch gegen der Willen der Anlieger wie die Rotwandstraße. Angesichts einer solchen Nachlässigkeit - die wohlgemerkt nicht den derzeit zuständigen Stellen anzulasten ist - wäre es unverantwortlich, jetzt an nur 4 Straßen ein Exempel zu statuieren, und das angesichts eines ständig wegen Überlastung klagenden Bauamts.
Zu seiner Kritik an der eigenen Staatsregierung bezüglich einer Ersatzfinanzierung wies ich auf meine wiederholt vorgebrachte Forderung hin, dass Bund und Land gemäß dem ebenfalls auf Initiative der Freien Wähler in die Bayerische Verfassung (Art.83/3) aufgenommenen Konnexitätsprinzips nicht nur diese, sondern z.B. auch die durch "Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung" zusätzlich bei den Gemeinden anfallenden Kosten voll zu übernehmen hätte. Obwohl der Präsident des bayerischen Gemeindetags in diesem Zusammenhang
bereits 2016 von Verfassungsbruch sprach, nehmen die Gemeinden das noch immer schicksalsergeben hin.
Letztlich wurde der Verzicht auf den Ausbau einstimmig beschlossen - für die Freien Wähler und insbesondere für mich eine große Genugtuung - wir lagen von Anfang an richtig.

UhlHerbert J.Uhl
Gemeinderat
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Auf diesen Seiten berichte ich über die Arbeit des Gemeinderats und seiner Ausschüsse aus meiner Sicht. Damit möchte ich getreu meinen Wahlzielen die Transparenz verbessern und die Entscheidungen des Gemeinderats für die Bürger nachvollziehbar kommentieren. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um ein verbindliches Protokoll, und auch nicht unbedingt um die Position der Freien Wähler, sondern um eine Auswahl meiner subjektiven Eindrücke.