Freie Wähler Vaterstetten e.V. 
 Notizen aus dem Gemeinderat
 
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11.07.2019 - Gemeinderat
Klima"notstand" aufgeschoben  -  VAT-NW: Letzte städtebauliche Chance vertan
Nach der ohne längere Diskussion einstimmig beschlossenen Weiterführung der Verkehrsplanung im Raum München Ost sowie der Feststellung der Jahresrechnung und Entlastung der Verwaltung für 2017 wurden mehrere Anträge von SPD und Günen behandelt. Die Ausarbeitung eines Konzepts zur Jugendarbeit und die überfällige Umsetzung eines Bürgerparks nahe dem Friedhof wurde ebefalls einhellig gutgeheißen. Für die Diskussion über Parkbänke wurde gut eine halbe Stunde diskutiert, obwohl man sich über diese an sich gute Sache grundsätzlich einig war. Diese Zeit fehlte dann später bei weitaus wichtigeren Themen. Einen erst in der Sitzung vorgelegten Ergänzungsantrag der CSU, auch "intelligente Solarbänke" aufzustellen, haben M.Schmidt und ich abgelehnt, zum einen wegen der Kosten (3.500 € je Stück) und der Reparaturanfälligkeit, zum anderen, weil erfahrungsgemäß Ruhebänke im Schatten denen in der Sonne vorgezogen werden. Aber solche Widersprüche haben diesen Gemeinderat noch nie aufgehalten.

Kontrovers verlief erwartungsgemäß der letzte SPD-Antrag, den "Klimanotstand" auszurufen. CSU-Gemeinderat Leo Spitzauer hatte bereits im Vorfeld in Abstimmung mit FW und Freien Wählern einen Gegenantragformuliert, der die "Symbolik" herausnahm und auf konkrete, sinnvolle Maßnahmen wie die Geothermie verwies. CDU-Fraktionschef Michael Niebler lehnte derartige Pauschalierungen kategorisch ab, ebenso wie eine Einmischung in Bundes- oder Landeskompetenzen wie z.B. die 10-H-Regelung. Damit sollte eigentlich alles klar sei. Aber Antragsteller Sepp Mittermeier ließ sich auch durch meine Gegenargumente nicht von seiner Überzeugung abbringen.
Ich verwies darauf, dass der unbestrittene Klimawandel keine "Katastrophe" ist, die eine derartige Panikmache rechtfertigt, sondern eine weitgehend natürliche Entwicklung.  Am Ende der letzten Eiszeit vor rd. 11.000 Jahren reichten die Gletscher noch bis Purfing, auch danach schwankten die Temperaturen z.T. noch stärker als heute, wie eine Untersuchung der TU Berlin zeigt (Grafik):
Durchschnittstemperaturen
Die Ursache für das Ende der Eiszeit lag nach einer in der NZZ veröffentlichten Studie von MIT-Forschern an der Freisetzung "gigantischer Mengen an Kohlendioxid" im Südpolarmeer, deren Ursache "noch nicht endgültig geklärt" werden konnte. Andere Forscher wissen aber ganz genau, dass die Klimaerwärmung ausschließlich menschengemacht ist. Messungen zeigen, dass sich das Südpolarmeer entgegen dem globalen Trend in den letzten Jahren nicht erwärmt hat – eher im Gegenteil. Es schluckt mehr als zwei Drittel der Wärmemenge, die durch den verstärkten Treibhauseffekt zugeführt wird. Das andere Drittel absorbiert der Regenwald, von dem allein in Brasilien jedes Jahr eine Fläche von der Größe Englands abgeholzt wird. Zusammen mit einem weltweiten Bevölkerungswachstum von rd. 80 Millionen pro Jahr entsteht so ein Ungleichgewicht, zu dessen Ausgleich unsere Gemeinde allerdings so gut wie nichts beitragen kann als sinnlos verschwendete Gelder und einen sofortigen Rückgang der Lebensqualität. Es ist allerdings auch nicht die Aufgabe der Gemeinderats, für eine Eindämmung der Bevölkerungsexplosion (5 Milliarden in 50 Jahren) zu sorgen -
Weltbevölkerung
die Hauptursache eines menschengemachten Anteils am CO2-Anstieg, die ähnlich wie die Temperaturkurve verläuft und letztlich alle Ressourcen an eine Grenze stoßen lässt.
Nachdem der erste Absatz der SPD-Resolution - "Der Gemeinderat Vaterstetten erklärt den Klimanotstand und erkennt damit die Eindämmung der Klimakrise und ihrer schwerwiegenden Folgen als Aufgabe von höchster Priorität an" - gegen die Stimmen von SPD und Grünen mit 20:8 abgelehnt wurde, erklärten diese sich bereit, zunächst über ein Kompromisspapier zu verhandeln, das in der nächsten Sitzung vorgelegt werden soll. Angesichts der Komplexität des Themas eine vernünftige Vorgehensweise, die aber beim nächsten Tagesordnungspunkt schon wieder vergessen wurde.
Bei diesem ging es um die Auslobung eines Realisierungswettbewerbs für den dritten Abschnitt des Neubaugebiets VAT-NW gegenüber dem Wertstoffhof. Im Vorfeld gab es wohl einen "Arbeitskreis Wohnen", an dem zwar je zwei Vertreter von SPD und Grünen teilnahmen, von dem die Fraktion der Freien Wähler aber nichts wusste. Der Auslobungstext, in dem die Vorgaben für die Planer gemacht werden, stand erst einige Tage vor der Sitzung mit bisher nicht besprochenen Details zur Verfügung. Darin hieß es u.a.:
"Es besteht der Wunsch in dem der Dorfstraße abgewandten Bereich eine fußläufige Nahversorgung z.B. mit Bäckerei, Café, Obst/Gemüseverkauf oder andere Waren des täglichen Bedarf unterzubringen."
Erst kurz vor der Sitzung (nach den Fraktionsbesprechungen) tauchte ein Vorschlag der SPD auf, diesen Satz etwas konkreter wie folgt umzuformulieren:
"Es besteht der Wunsch in dem der Dorfstraße abgewandten Bereich eine Nahversorgung unterzubringen. Priorisiert wird ein Vollsortimenter. Alternativ, bzw. ergänzend könnten auch kleinere Geschäfte, z.B. Bäckerei, Café, Obst/Gemüseverkauf oder Läden für andere Waren des täglichen Bedarf geplant werden."
Von den Grünen wurde darauf gemäß Mitteilung des Bauuamts "eine Vertagung des Tops und eine Befassung des Arbeitskreises Wohnen" gefordert. Da eine solche Planänderung eine Verzögerung des Projekts mit sich bringen und sich auch auf die Wirtschaftlichkeit auswirken könnte, schien dies für mich der einzig tragbare Weg - zumal die Freien Wähler bisher keine Möglichkeit hatten, sich mit dieser Fragestellung näher zu befassen. Dazu Fraktionssprecher Roland Meier: "Ich unterstütze gerne den Antrag auf Vertagung."
Der 2. Bürgermeister Martin Wagner widersprach sich selbst. Zum einen hob er richtigerweise die Notwendigkeit eines "Magneten" (i.d.R. ein größerer Supermarkt) für die Existenzfähigkeit kleinerer Geschäfte hervor, andererseits wies er darauf hin, dass keiner der in Frage kommenden Betreiber einen Markt nach dem "CityKonzept" (
400 bis 600 qm) habe wolle und man den Planern nicht etwas vorgeben könne, was dann nicht realisierbar sei. Das ist zwar richtig, aber auf die Idee eines größeren Marktes kam er wohl nicht. Bekanntlich hat REWE bereits vor Jahren seine (zu kleine) Filiale an der Fasanenstraße ersatzlos aufgegeben. Träume für einen größeren Markt im Ortszentrum werden seit mehr als 10 Jahren vergeblich geträumt. Auch NORMA mit derzeit rd. 800 qm hatte bereits Vergrößerungswünsche, die aber vom Gemeinderat abgelehnt wurden. Was läge also näher, als alle potentiellen Betreiber zunächst nach ihren Vorstellungen zu fragen, diese abzuwägen und erst dann die Planung in Auftrag zu geben? Denkbar wäre auch ein Umzug von NORMA, der mit lokaler Metzgerei, Bäckerei und Imbisslokal/Café bereits diesen Vorstellungen nahekommt und dies bei mehr Platz sogar noch verbessern könnte. Bedenken, dass dann der so wichtige "bezahlbare Wohnraum" verloren gehe, könnte man durch eine Unterbringung im Untergeschoss ausräumen. Natürlich unter dem Vorbehalt einer Wirtschaftlichkeitsrechnung und architektonischer Möglichkeiten.
Dergleichen lässt sich natürlich nicht in einer Sitzung erledigen, weshalb ich diese Vorschläge in die von den Grünen geforderte Arbeitsgruppe einbringen wollte. Aber obwohl ich bereits auf der Rednerliste stand, kam ich nicht zu Wort, da Martin Wagner mit dem Hinweis auf dringliche Entscheidungen im nichtöffentlichen Teil das Ende der Debatte forderte, was unverständlicherweise auch von meiner Fraktion entgegen der vorherigen Absprache (s.o.) gebilligt wurde.
Ohne weitere Debatte wurde dann das unklare und unzureichende Konzept der Verwaltung gegen die Stimmen von SPD, FBU und mir verabschiedet, und so die letzte Chance auf einen halbwegs gelungenen Abschluss dieses überdimensionierten Baugebiets vertan. Herauskommen wird eine weitere Totgeburt wie der Marktplatz Baldham, das Rossini-Zentrum oder die Ladenstraße im Altenheim an der Fasanenstraße.

Aber es kam noch schlimmer: Nach Behandlung der nicht-öffentlichen Punkte (alle Besucher und Jounalisten waren bereits nach Hause gegangen) wollte man fünf vor elf (um elf muß lt. Geschäftsordnung Schluss sein) noch schnell die "weiteren Sanierungsschritte" für die Grundschule an der Brunnenstraße durchpeitschen, mit einer Kostensteigerung von immerhin 2'3 Millionen Euro.
Ich hatte bereits am 4.11.2014 die ursprüngliche Planung von rd. 3'0 Millionen Euro als überzogen kritisiert, insbesondere die Erneuerung von Bodenbelägen, Decken & Beleuchtung, Toiletten sowie der Heizungsanlage. Hier sollte man einen Anschluss an das Fernwärmenetz der Gemeinde abwarten, da dieser sonst auf Jahrzehnte hinaus nicht mehr wirtschaftlich möglich ist.
Die neuen Vorschläge sind inzwischen auf der Gemeindeseite (Sitzung des Gemeinderats am 11.7.19, TOP 11) einsehbar.
Ich wies darauf hin, dass dieser Punkt öffentlich zu behandeln ist und die Öffentlichkeit nunmehr nicht mehr hergestellt werden konnte. Nach langem Hin und Her sah man das ein, überlegte aber, einfach weiter zu machen und den Gemeinderat nachträglich zustimmen zu lassen.
Über die Konsequenzen muß ich noch nachdenken.

UhlHerbert J.Uhl
Gemeinderat
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Auf diesen Seiten berichte ich über die Arbeit des Gemeinderats und seiner Ausschüsse aus meiner Sicht. Damit möchte ich getreu meinen Wahlzielen die Transparenz verbessern und die Entscheidungen des Gemeinderats für die Bürger nachvollziehbar kommentieren. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um ein verbindliches Protokoll, und auch nicht unbedingt um die Position der Freien Wähler, sondern um eine Auswahl meiner subjektiven Eindrücke.