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16.01.2020 - Gemeinderat
Neue Haushaltsregeln - Kompromiss bleibt hinter Vorschlägen der FW zurück
Neben der jährlichen Diskussion über die Sonntagsöffnung beim Markttag in Parsdorf war die Verabschiedung der neuen Haushaltsregeln das beherrschende Thema.

Die Freien Wähler hatten mit ihrem Antrag zur Gemeinderatsitzung am 8.2.18 die Bildung einer Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der Haushaltsregeln initiiert. Anlass war eine Aussage des Kämmerers, dass "immer noch zu wenige Mittel zur Finanzierung der Investitionen sowie zur Erwirtschaftung der ordentlichen kalkulatorischen Abschreibungen" verbleiben. Die von der Arbeitsgruppe formulierten Hauhaltsregeln wurden dem Gemeinderat zur Veravschiedung vorgelegt.

Ich hatte als Vertreter der Freien Wähler - wie im Antrag angekündigt - der Arbeitsgruppe im wesentlichen drei Lösungsvorschläge präsentiert:

1. Mehr Ausgabendisziplin durch eine ergänzende Regel, dass die Ausgaben das reale Wachstum nicht übersteigen sollen, auch wenn die Einnahmen wie in den letzten Jahren wesentlich stärker steigen. Das reale Wachstum könnte am einfachsten definiert werden durch die Summe aus Steigerung der Inflationsrate (für den Personalkostenanteil die Steigerungsrate der Tarifgehälter) plus Einwohnerentwicklung (aber auch beliebig komplex). Das Wachstum nach dieser Definition lag in den letzten 10 Jahren bei 18,3%, die Ausgaben sind um 28,4% gestiegen.
Dadurch würden in Zeiten guter Konjunktur mehr Finanzmittel dem Vermögenshaushalt zugeführt, wo sie nicht nur für eine Rücklagenbildung, sondern auch für Investitionen und Instandhaltungsmaßnahmen zur Verfügung stünden. Außerdem könnten sie von dort wieder abgezogen werden, wenn die Einnahmen mal vorübergehend unter den Mindestbedarf zurückgehen sollten.
Die am Ende gefundene Kompromissformel
"Die Ergebnisse des Einnahmen- und Ausgabenwachstums sind jeweils unter Betrachtung der Inflationsrate und der Einwohnerentwicklung der Gemeinde zu bewerten.
ist sehr dehnbar und unterliegt der individuellen Einschätzung der Gemeinderäte. so dass ich hier nur eine moralische, aber keine greifbare Selbstverpflichtung erkenne.
Das gilt auch für den ergänzenden Hinweis, dass der Gemeinderat die Haushaltsansätze bei seinen unterjährigen, ausgabewirksamen Entscheidungen zu bewerten hat. Das bedeutet, wenn diese gegenüber den endgültigen Ist-Zahlen des Vorjahres zu einer Überschreitung unseres Ziels führen, dürften sie in der Summe nicht voll ausgeschöpft werden. In 2019 liegen die Haushaltsansätze für die Ausgaben um 17,2% über dem Ist 2018, die Einnahmen aber nur um 10,8%.

2. hatten wir die Überrechnung der Abschreibungen in den Vermögenshaushalt vorgeschlagen, wo dann genügend Mittel für Ersatzbeschaffungen (bis hin zu einer ganzen Schule) zur Verfügung stünden. Das geht wohl haushaltsrechtlich nicht und würde den Spielraum für konsumtive Ausgaben stark einschränken, was offensichtlich niemand will.

3. Als Gegenleistung hatten wir unsere Zustimmung zur Erhöhung der Schuldengrenze und die zusätzliche Ausnahme der rentierlichen Schulden angeboten. Das wurde dankbar sehr schnell angenommen.

Auch bei der Beurteilung "rentierlicher Schulden" gibt es selbst unter Fachleuten Interpretationsspielräume; ich würde es vorziehen, wenn solche Projekte in eine separate Einheit wie das Kommunelunternehmen herausgelöst würden, die nach betriebswirtschaftlichen Kriterien bilanziert, so dass man auf den ersten Blick sieht, ob unten wirklich was herauskommt.

Die Freien Wähler stimmten dem Vorschlag zu, auch wenn er nicht die erhoffte Verbesserung bringt, aber zumindest ist er ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Wir werden aber unsere individuelle Einschätzung von diesen Überlegungen leiten lassen und dann eben notfalls einem Haushalt nicht zustimmen, der diese Regeln nach unserer Einschätzung verletzt. Mit einer Gegenstimme von Manfred Schmidt, der sich an der Arbeitsgruppe nicht beteiligen konnte, wurden die neuen Regeln verabschiedet.

Unser Ziel bleibt immer eine Reduzierung der Schulden. Dass das geht, hat z.B. die Stadt Kempten bewiesen, die ihre Schulden von 41'4 Mio. in 2002 auf Null Ende 2019 heruntergefahren hat.

UhlHerbert J.Uhl
Gemeinderat
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Auf diesen Seiten berichte ich über die Arbeit des Gemeinderats und seiner Ausschüsse aus meiner Sicht. Damit möchte ich getreu meinen Wahlzielen die Transparenz verbessern und die Entscheidungen des Gemeinderats für die Bürger nachvollziehbar kommentieren. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um ein verbindliches Protokoll, und auch nicht unbedingt um die Position der Freien Wähler, sondern um eine Auswahl meiner subjektiven Eindrücke.