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9.3.2017 - Paukenschlag - Bürgermeister lehnt Finanzplan ab
Haushaltsdebatte im Gemeinderat
Im Rahmen der Haushaltsdebatte im Gemeinderat am 9.3.2017 erläuterte ich die Position der Freien Wähler.

Unsere Fraktion bedankt sich beim Kämmerer für die wie immer gründliche und solide Arbeit, die bereitwillige Beantwortung unserer Fragen und die in vielen Punkten aufschlussreiche Diskussion. Wir unterstützen seine Aufforderung, den eingeschlagenen Weg der Haushaltskonsolidierung und eine strikte Haushalts bzw. Ausgabendisziplin beizubehalten.
Hinsichtlich der Vermeidung von zusätzlichen neuen und freiwilligen Leistungen und der Überprüfung der bestehenden Ausgaben sehen wir allerdings nicht den Kämmerer in der Pflicht, sondern dieses Gremium. Leider besteht der Eindruck, dass dies nicht ernst genommen wird. So wurden erst gestern wieder freiwillige Leistungen über rd. eine halbe Million beschlossen, und auch heute stehen wieder welche an. Bezüglich der Umfahrung Weißenfeld/ Parsdorf teilen wir die Bedenken des Bügermeisters.
Zur Einhaltung der Haushaltsregel ist anzumerken, dass diese in den letzten 8 Jahren nur eingehalten werden konnte, weil sich die Steuereinnahmen konjunkturell bedingt unerwartet gut entwickelt haben. Leider sind die Ausgaben entsprechend gefolgt. Hauptursache sind die Kosten für Kinderbetreuung (Einzelhaushalt 4), die sich innerhalb von 4 Jahren fast verdoppelt haben. Da der Staat diesen Zuwachs nur zur Hälfte trägt, ist hier eine Lücke von rund 3 Millionen € pro Jahr entstanden. Es handelt sich aber um Aufwendungen, die im wesentlichen durch den gesetzlich vorgegebenen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab der Geburt entstanden sind. Die Unterstützung obdachloser Flüchtlinge wird hinzukommen. Diese zusätzlichen Aufgaben, die der Staat den Gemeinden aufbürdet, müsste er aber nach den Konnexitätsprinzip auch vollständig finanzieren. Dies wird auch vom bayerischen Gemeindetag beanstandet (sein Präsident sprich von Verfassungsbruch), hat aber leider keine Konsequenzen. Hier mit mehr Nachdruck einzuwirken wären diejenigen am Zug, die die politische Verantwortung für diese Gesetze tragen, bzw. die Wähler heuer im Herbst.
Unabhängig von dieser Entwicklung sollten wir uns überlegen, ob die von uns angeregte 1%-Regelung ausreichend ist. In den Jahren 2014 und 2015 hatten wir einen regelkonformen Ausgabenanstieg von je 10 %. Erfahrungsgemäß kommen aber öffentliche Haushalte von einem einmal erreichten Ausgabenniveau sehr schwer herunter, auch wenn die Einnahmen konjunkturell bedingt wieder einmal einbrechen.
Wir sollten also über eine 2. Grenze nachdenken, die das Ausgabenwachstum auf das nachhaltige Wachstum der Einnahmen begrenzt, i.w. also Einwohner und Gewerbe + Inflationsrate. So haben z.B. die Einnahmen aus dem Gewerbegebiet Parsdorf die optimistischen Erwartungen der Mehrheit hier nicht erfüllt. Außerordendliche Einnahmen müßte man dagegen herausrechnen bzw. glätten, wie z.B. die vom Kämmerer dargestellte "Achternahnfahrt" bei der Gewerbesteuer. Die so in guten Zeiten entstehenden Rücklagen könnten dann bei einem konjunkturellen Einbruch verwendet werden, um unvermeidliche Ausgaben zu decken.

Ein weiterer Grund für den überproportionalen Kostenanstieg ist die Entwicklung der Personalkosten. Auch deren Anstieg liegt über dieser Grenze, nicht zuletzt weil allein im laufenden Jahr 6 neue Stellen aufgebaut werden sollen. Hier spielen, wie ich erst gestern erfuhr, zum Teil auch wieder staatliche Auflagen eine Rolle, wie die Einführung eines Straßenausbaubeitrags, also wieder das Konnexitätsprinzip. Hier verursacht der Staat eine Verschlechterung der finanziellen Lage, die dann wieder als Begründung für zusätzliche Abgaben herangezogen wird. Hier müssen wir uns als Bürger wehren, wie zuletzt auch Starnberg. Es gibt aber auch hausgemachte Ursachen, die sich am Ende nicht nur in Personalkosten, sondern auch im Raumbedarf auswirken. Auch dieser Anstieg wäre am nachhaltigen Wachstum der Gemeinde zu messen.

Dann noch ein Wort zur Schuldengrenze. Die geplante Kreditaufnahme in 2017 von 5 Millionen € könnte man sich angesichts der vorhandenen Rücklagen eigentlich sparen. Im Hinblick auf den mittelfristigen Bedarf kann man sich aber durchaus der Auffassung des Kämmerers anschließen, die derzeit günstigen Zinsen zu nutzen. Dieses Guthaben sollte aber nicht die schon erwähnte Ausgabendisziplin beeinträchtigen.

Die Planung bis 2020 sieht in der erst gestern vorgelegten aktualisierten Fassung in 2019 eine vorübergehende Verschuldung von 18'4 € vor. Dem können wir im Hinblick auf die vereinbarte Schuldengrenze von 17'0 € eigentlich nicht zustimmen auch wenn es Anzeichen gibt, dass das Rechnungsergebnis für 2016 besser ausfällt als der Haushaltsansatz und so die Grenze von 17'0 € vielleicht doch noch erreicht werden kann. Über die vom Kämmerer angeschnittene leichte Anhebung dieser Grenze nach 10 Jahren könnte man aber bei Berücksichtigung des nachhaltigen Wachstums und der Inflation vielleicht reden.

Auf der anderen Seite sind z.B. die für 2020 angesetzten Verkaufserlöse aus der Gluckstraße noch keineswegs sicher. Würden sie entfallen, stände die Rücklage auf Null bei einer Verschuldung von 17'0 €. Und wenn man weiß, was für hehre Wünsche bereits in den Schubladen liegen (wie auch der Kämmerer andeutete), kann einem da schon Angst werden.

Wir lehnen diese Planung deshalb ab, um ein Signal zu setzen für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Machbarkeit auch bei an sich wünschenswerten und vielleicht sogar sinnvollen Vorhaben im Sinne der auch vom Kämmerer geforderten Haushaltsdisziplin.
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UhlHerbert J.Uhl
Gemeinderat
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Auf diesen Seiten berichte ich über die Arbeit des Gemeinderats und seiner Ausschüsse aus meiner Sicht. Damit möchte ich getreu meinen Wahlzielen die Transparenz verbessern und die Entscheidungen des Gemeinderats für die Bürger nachvollziehbar kommentieren. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um ein verbindliches Protokoll, und auch nicht unbedingt um die Position der Freien Wähler, sondern um eine Auswahl meiner subjektiven Eindrücke.