|
|
Vorbemerkung
Berechtigte Forderung nach Reduktion der Schadstoffemissionen Lassen Sie mich mit einer Vorbemerkung beginnen: Ich bin dafür, daß wir unsere Schadstoffemissionen reduzieren, und diese Meinung hatte ich schon lange Zeit, bevor man über das Klima geredet hat. Denn es ist natürlich klar, daß ein übermäßiger Ausstoß an Schadstoffen sowohl bei der Natur als auch bei unseren Bauten und Denkmälern Schaden anrichtet. Allerdings habe ich jetzt eine Tautologie von mir gegeben: denn wenn ich von Schadstoffen rede, dann habe ich schon in die Definition hineingepackt, daß diese Stoffe schaden. Die konkrete Frage ist aber, welche Stoffe wirklich wie viel Schaden anrichten, und wenn diese Frage geklärt ist, stellt sich die weitere Frage, wie man den entsprechenden Schadstoffausstoß verringern kann. Das kann ich im Einzelnen nicht beurteilen, weil ich, wie Sie alle wissen, kein Naturwissenschaftler bin. Aber ich hoffe doch, daß Sie sich noch alle an die Zeit erinnern können, wo man eine Riesenkampagne gegen das Waldsterben geführt hat, so daß das Wort Waldsterben dem Vernehmen nach sogar in andere Sprachen eingegangen ist, während inzwischen dieses Thema zwar nicht unbedingt erledigt ist, aber doch offensichtlich eine, wenn ich so sagen darf, normale Dimension erreicht hat. Denn bei der Anfangsdiskussion über das Waldsterben hatte man den Eindruck, daß kein einziger Baum sterben darf; und als nachdenkender Zeitgenosse fragte man sich dann natürlich, wie eigentlich neue Bäume nachwachsen sollen, wenn keine alten absterben dürfen. Mit der Diskussion über das Waldsterben war noch ein zweiter Punkt verbunden. Anfangs wurde in der Öffentlichkeit der Ein-druck erweckt, man wisse ganz genau, woran das liegt, vor allem natürlich an den bösen Autofahrern. Später war man auch da vorsichtiger geworden, da sich herausgestellt hatte, daß gar nicht so klar war, aus welcher Entfernung die Schadstoffe überhaupt kommen, die zum Absterben der Wälder führen oder angeblich führen, so daß es gar nicht so einfach war zu sagen, wo man eigentlich was reduzieren sollte. Und man merkte nun auch, daß ja notwendigerweise immer eine bestimmte Zahl von Bäumen sterben muß, und daß diese Zahl variiert, und daß an die Stelle einer durch Schadstoffe verursachten Erkrankung auch die ganz natürliche Ursache eines Schädlings wie des Borkenkäfers treten kann, dessen Wirkungen im ungünstigen Fall genauso zu einem Waldsterben führen können. Ein ähnliches Problem wie das Waldsterben stellt sich übrigens heute meines Wissens bei der Fein- staub-Diskussion. Da werden jetzt auch alle möglichen Regelungen für Umweltzonen verschiedener Art und Güte in den Städten eingeführt, obwohl gar nicht so sicher ist, wo der Feinstaub denn genau her-kommt, den man in bestimmten Straßen mißt. Aber es schafft ein so gutes individuelles und kollektives Gewissen, wenn man sagen kann, man habe etwas Konkretes unternommen, um die Mißstände abzustellen oder zumindest zu verringern. Kritisches zum Klimaschutz Logik der Argumentation steht in Frage Wenn ich im Folgenden einige kritische Dinge zum Klimaschutz als solchen sage, so tue ich dies, ob-wohl ich von Naturwissenschaft nichts verstehe. Darum muß ich auch zu diesem Punkt eine Vorbemerkung vorausschicken. Es gibt in der Naturwissenschaft die empirischen Daten, und es gibt die Logik der Argumentation, mit deren Hilfe aus diesen empirischen Daten etwas anderes, meistens eine Gesetz- mäßigkeit erschlossen wird. Was die empirischen Daten angeht, bin ich inkompetent. Was aber die Logik der Argumentation angeht, gibt es kein naturwissenschaftliches Privileg. Hier kann jeder, der denken kann, kritische Nachfragen stellen. Und diese Nachfragen wird man nicht dadurch gerecht, daß man, wie es manche dann tun, auf die konkreten Daten ausweicht. Denn die besten Daten helfen nichts, wenn die Schlußfolgerung logisch nicht stimmig ist oder nur eine unter mehreren Möglichkeiten angibt. Gibt es einen Klimawandel? Ich beginne mit einer ganz allgemeinen Frage: Gibt es überhaupt einen Klimawandel? Mir scheint, daß man hieran durchaus zweifeln kann. In den 60er Jahren und vielleicht auch noch Anfang der 70er Jahre wurde allgemein das Kommen einer neuen Eiszeit angekündigt. Offensichtlich hat man diese Prognose unterdessen mehr oder weniger unauffällig ad acta gelegt. Ich will aber doch zugunsten der damaligen Prognose annehmen, daß ihre Urheber auch Material zur Hand hatten, auf das sie ihre Prognose stütz-ten. Jedenfalls wurde diese Prognose damals als wissenschaftlich fundiert bezeichnet, und ich nehme doch an, daß man uns damals nicht angelogen hat, sondern wirklich mit wissenschaftlichen Methoden diese Vorhersagen erarbeitet hat. Nun haben sich aber die gesamten Wettermessungen, die vor den 60er und 70er Jahren stattgefunden haben, ja nachher nicht mehr verändern können. Und diese Wettermessungen stellen immer noch den größeren Teil derjenigen Wettermessungen dar, auf die man sich stützen muß, wenn man behauptet, es gebe derzeit eine Klimaveränderung, die signifikant stärker sei als die ganz normalen Klimaschwankungen während eines oder zweier Jahrhunderte. Nun stellt sich mir, zugegebenermaßen als Laie, doch die Frage: Haben wir wirklich genügend zuverlässige Daten über einen hinreichend langen Zeitraum hinweg? Hieran kann, wie ich meine, durchaus gezweifelt werden. Denn es gibt im Wettergeschehen sehr große Schwankungen, die für sehr große Perioden gelten, und es hat der-gleichen immer schon gegeben. Ich stelle mir darum die grundsätzliche Frage, ob es überhaupt seit einer hinreichend langen Zeit auf der ganzen Erde verteilt genügend viele und zuverlässige Wetterstationen sowie Meßmethoden gibt und ob sie immer exakt genug angewandt wurden, um möglicherweise einen Klimawandel feststellen zu können. Daß dies der Fall ist, halte ich für wenig wahrscheinlich. Auch halte ich es für zu optimistisch zu meinen, man könne die Abweichungen, die beispielsweise dadurch ent- standen sind, daß manche Wetterstation, die vor hundert Jahren auf dem freien Land war, heute auf städtischem Gebiet liegt, einfach statistisch herausrechnen und komme dann zu korrekten Angaben. Auch wenn mich jetzt die Statistiker angreifen werden, so zeigen doch die Erfahrungen mit Wahlumfragen (und ich weiß nicht, ob es noch viele andere Fälle gibt, wo wir ein statistisches Verfahren wirklich dadurch zuverlässig überprüfen können, daß wir ein Gesamtresultat als Kontrolle haben), daß dies zwar in vielen Fällen gelingt, daß man sich da gelegentlich aber auch um einiges verschätzen kann. Und es ist nicht ersichtlich, warum dies auf anderen Gebieten nicht auch der Fall sein kann. Außerdem gibt es die Theorie, daß die im letzten Jahrhundert erfolgte Erwärmung nur einen Ausgleich gegenüber der im vorhergehenden Jahrhundert erfolgten Abkühlung darstellt. Und in der letzten Zeit scheint die Fortsetzung der Erwärmung sowieso problematisch zu sein, auch wenn man sich seit einiger Zeit ständig beeilt, jeden Monat als den wärmsten seit vielen Jahrzehnten zu bezeichnen, was mir inzwi- schen reichlich suspekt erscheint, weil es aller sonstigen Wahrscheinlichkeit widerspricht. Wie unzuverlässig die Vorhersagen sind und wie schnell eine falsche Alarmstimmung produziert wird, haben wir bei der Vogelgrippe und der Schweinegrippe gesehen. Dabei ist übrigens auch interessant, daß man nirgends mehr lesen kann, es handle sich um eine Epidemie. Nein, es muß immer gleich eine Pandemie sein, auch wenn die betreffende Krankheit noch lange nicht auf dem ganzen Erdkreis verbrei-tet ist. Und es gibt Wisssenschaftler, die uns versichern, daß die Zahl besonderer Wetterkatastrophen keineswegs größer geworden ist, auch wenn allenthalben das Gegenteil behauptet wird. Man darf näm-lich hierbei nicht vergessen, daß es früher weder das allgegenwärtige Fernsehen noch die Allianz und die Münchner Rückversicherung gegeben hat. Ist der Klimawandel schädlich? Aber kommen wir zur zweiten Frage, die viel wichtiger ist: Ist der Klimawandel, sofern es ihn gibt, wirklich schädlich? Stellt er gar eine Katastrophe dar, wie dies immer wieder behauptet wird? Es gibt durchaus die gegenteilige These. Prof. Reichholf hat hierzu beispielsweise ein Buch geschrieben und gezeigt, daß die wärmeren Jahrhunderte, die es früher einmal in Europa gegeben hat, eigentlich für die gesamte Tier- und Pflanzenwelt und für das Leben und Überleben des Menschen vorteilhafter waren als die jetzige Zeit. Dagegen habe ich den Einwand gehört, dies möge ja für Europa gelten, aber andere Völker hätten unter diesem Klima gelitten. Hierzu kann ich nur sagen, daß es angesichts der Gestalt der Erde und ihrer Umlaufbahn immer in verschiedenen Gegenden ein unterschiedliches Klima gibt, gab und geben wird, so daß man immer irgendwelche Klimazonen als benachteiligt und andere als bevor-zugt ansehen kann. Außerdem gibt es da auch noch andere Faktoren wie etwa den Golfstrom, die Lage hoher Gebirge, die Nähe oder Ferne des Meeres, die Vegetation und natürlich die jeweilige Höhe, auf der jemand lebt, die maßgebliche Faktoren für das Wetter und das Klima darstellen. Inzwischen reden wir ja bereits vom jeweiligen Mikroklima, um zum Ausdruck zu bringen, wie differenziert die Klimaverhältnisse im Einzelnen jeweils sind. Wäre der Klimawandel für uns so schädlich und gar eine weltweite Katastrophe, wie allgemein behauptet wird, dann müßten alle Menschen, die in wärmeren Zonen als wir leben, unter schlechteren Bedingungen leben. Warum wollen dann aber so viele von uns in Südeuropa Urlaub machen? Wenn dieses wärmere Klima so schädlich ist, dann täten die meisten Deutschen doch besser daran, ihren Urlaub in unseren Breiten oder in kälteren Gegenden zu verbringen. Das Gegenteil ist aber der Fall. Die beliebtesten Reiseziele sind nach wie vor die Mittelmeerländer und die Türkei. Und wenn Rentner sich ein Häuschen auf Mallorca bauen oder mieten, um dort ihren Lebensabend zu verbringen, dann kann das wärmere Klima dort doch wohl auch nicht so schlecht sein. Es ist mir auch nicht bekannt, daß die Leute, die in den wärmeren Gegenden leben, alle früher sterben oder mehr krank werden oder ähnliches mehr, was der Fall sein müßte, wenn dieses Klima wirklich schlechter wäre. Nun kann man natürlich die These vertreten, das unmittelbar erlebte wärmere Klima sei nicht so schlimm, aber seine Folgen, sozusagen seine Kollateralschäden wie das Ansteigen des Meeresspiegels der Weltmeere seien das eigentliche Problem. Aber auch diese These ist fragwürdig. Hierzu ist zunächst einmal zu sagen, daß die Frage des Abschmelzens von Eis und Schnee keineswegs nur von der allge-meinen Temperatur abhängt, wie den Leuten gerne eingeredet wird. Eigentlich wissen wir das alle aus eigener Erfahrung: Da, wo die Sonne hinscheint, schmilzt der Schnee schneller als da, wo Schatten ist, obwohl die offizielle Temperatur, nämlich die Temperatur der Luft im Schatten, normalerweise an bei-den Stellen dieselbe ist. Und das gilt natürlich mutatis mutandis für Gletscher und Eisberge ebenso. Au-ßerdem hängt das Schmelzen auch von der Beschaffenheit der Atmosphäre ab. So ist es sehr wahr-scheinlich, wenn nicht sogar nachgewiesen, daß gerade eine schadstofffreie oder zumindest schadstoff-ärmere Atmosphäre zu einem stärkeren Schmelzen von Eis und Schnee führt als eine Atmosphäre, die mit mehr Schadstoffen belastet ist. Ferner entsteht hierbei ein Problem weniger durch das Klima, als dadurch, daß wir uns gleichsam rücksichtslos an allen möglichen und unmöglichen Orten ansiedeln. Zum Teil handelt es sich dabei bereits um Gebiete, die sozusagen natürlicherweise (ich sage hier bewußt sozusagen, weil es in unseren Breiten so gut wie überhaupt keine unberührte Natur mehr gibt) als Siedlungsgebiet ungeeignet sind, wie etwa die Überschwemmungsgebiete von Flüssen oder manchen dem Meer abgerungenen Küstengebiete. Oder es geht darum, daß wir Regenwälder abholzen oder Monokulturen anlegen und ähnliches, weil man da-mit leichten Gewinn erwirtschaften kann. Das ist dann aber in Wahrheit ein Problem des mangelnden oder fehlenden Umweltschutzes. Außerdem habe ich den Eindruck, daß es bisher noch niemandem ge-lungen ist, eine wirklich seriöse Prognose vorzulegen, um wieviel der Meeresspiegel denn bei welchen Temperaturen ansteigen würde. Simulationen sind nicht perfekt Das ist auch verständlich, denn alle diese Prognosen basieren auf Computersimulationen. Simulationen sind aber, wie der Name sagt, eben nur Nachahmungen, mehr oder weniger geglückte Imitationen. Und manches läßt sich gut simulieren, Anderes aber schlechter. Es ist aber noch niemandem gelungen, eine perfekte Simulation des Wetters und des Klimas zu schaffen. Denn dazu müßte man nicht nur alle Fak- toren kennen, die das Wetter und das Klima beeinflussen, sondern man müßte außerdem noch um die Gesetzmäßigkeiten der Veränderungen aller dieser Faktoren wissen, und dies dürfte schier unmöglich sein. Denn man muß damit rechnen, daß hierzu auch kosmische Faktoren oder Faktoren aus dem Erdinnern eine Rolle spielen, wie etwa die Sonnenaktivität, die genaue Erdumlaufbahn, das irdische Magnetfeld, Radioaktivität, vulkanische Aktivitäten, aber auch Strahlungen verschiedenster Art aus dem Weltall. Diese Faktoren können wir aber überhaupt nicht beeinflussen oder verändern. Daraus, daß sich die Computersimulationen für eine ganze Reihe von Aufgaben wie Schulungen für bestimmte Berufe hervorragend eignen, folgt noch lange nicht, daß man mit Hilfe von Computersimulationen alles und jedes herausbekommen oder gar vorhersehen kann. Sonst bräuchten wir nur Computersimulationen ein zusetzen, um herauszubekommen, wie man am besten einen Finanzcrash verhindert. Und wenn es nicht einmal möglich ist, das Wetter von morgen exakt vorherzusagen, dann ist es doch offensichtlich verwegen zu meinen, man könne das gesamte Weltklima der nächsten Jahrzehnte präzise vorhersagen. Aber sind wir doch ehrlich: der Computer ist eben nicht nur für Heranwachsende, sondern auch für die Wissenschaft ein unwiderstehliches Spielzeug. Dann besteht aber die Gefahr, daß auch in der Wissenschaft die Grenzen zwischen der wirklichen Welt und einer virtuellen Welt verschwimmen. Ist der Klimawandel vom Menschen gemacht? Damit bin ich eigentlich schon beim nächsten Punkt, nämlich bei der Frage, ob der Klimawandel vom Menschen gemacht wird, ob er anthropogen ist, wie man so schön zu sagen pflegt, oder nicht. Eigent- lich haben meine bisherigen Ausführungen auf diese Frage schon eine Antwort gegeben: Wenn wir ehrlich sind, wissen wir das nicht. Der entscheidende Punkt hierbei ist, daß wir eindeutig wissen, daß es bereits vor einigen Jahrhunderten eine Wärmeperiode gegeben hat, daß aber niemand weiß, wie hier in diesem Kreis von Fachleuten selbst bestätigt wurde, welche Ursachen diese Wärmeperiode hatte. Was wir allerdings wissen, ist folgendes: Damals war der von Menschen hervorgebrachte Ausstoß angeblich klimaschädlicher Gase wie CO 2 mit Sicherheit wesentlich geringer als heute. Und wenn wir nicht wissen, was damals die Ursachen für die Erwärmung waren, so können wir nicht behaupten, aber heute könnte das nur das Kohlendioxid sein. Denn dann zerstören wir die Grundlagen unserer eigenen Wissenschaft, die davon ausgeht, daß die Naturgesetze, die für Naturveränderungen zuständig sind, zumin-dest in den letzten Jahrhunderten dieselben waren. Hieraus müßte m. E. ein normaler Wissenschaftler den Schluß ziehen, daß es wesentlich wahrscheinlicher ist, daß Klimaveränderungen durch Faktoren hervorgebracht werden, die nicht vom Menschen stammen, als daß Klimaveränderungen durch den Menschen und seine Aktivitäten verursacht werden. Auch die Sintfluterzählungen, die wir aus den verschiedensten alten Kulturen kennen, zeigen, daß es immer schon Klimaveränderungen größeren Ausmaßes gegeben hat, die sicher nicht auf die Kohlendioxidemissionen des Menschen rückführbar sind. Es spricht also eigentlich alles dafür, daß auch die heutigen Klimaveränderungen, wenn es sie überhaupt gibt, nicht durch den Menschen verursacht sind. Zusammenfassung Mein Argument ist also einfach ein Argument der Logik. Wenn es früher gleichartige Phänomene gegeben hat, deren Ursachen uns nach wie vor unbekannt sind, dann können wir nicht einfach heute behaupten, wir wüßten aber heute, daß der Mensch und „sein“ CO 2 an allem schuld seien. Lassen Sie mich das an einem Vergleich illustrieren. Wenn ein Mensch immer wieder Bauchschmerzen bekommt, ohne daß sich feststellen läßt, woran das liegt, dann kann ich in dem Fall, wo er tatsächlich zu viel Schokolade gegessen hat und danach Bauchschmerzen, als seriöser Arzt doch nicht sagen: Ab hier und heute verdankst du alle deine Bauchschmerzen der Tatsache, daß du zu viel Schokolade gegessen hast. Denn es ist nach allen Regeln der Wissenschaft wahrscheinlicher, daß auch die jetzigen Bauchschmerzen von derselben Ursache herrühren wie die früheren, so daß ich als Arzt also weiterhin untersuchen muß, ob hier ein Magengeschwür oder etwas Ähnliches vorliegt. Dies muß ich tun, obwohl es durchaus sein kann, daß dieses Mal die Bauchschmerzen tatsächlich von der Schokolade kommen, während sie sonst immer andere Ursachen hatten. Denn erst wenn ich die Ursache der sonstigen Bauchschmerzen kenne, kann ich überhaupt untersuchen, ob diese Ursache auch im vorliegenden Fall vorliegt oder ob es sich diesmal um eine Ausnahme von der sonstigen Regel handelt. Und selbst wenn ich feststellen sollte, daß diesmal wahrscheinlich die Schokolade schuld ist, so kann ich als verantwortungsvoller Arzt doch nicht die Schlußfolgerung ziehen und sagen: Also iß künftig weniger oder überhaupt keine Schokolade mehr, dann wirst du auch keine Bauchschmerzen mehr bekommen. Denn ich weiß doch, daß die früheren Bauchschmerzen nicht von der Schokolade kamen, so daß auch mit künftigen Bauchschmerzen zu rech- nen ist, die nicht vom übermäßigen Schokoladengenuß herrühren. Und wer sich einen einigermaßen gesunden Menschenverstand bewahrt hat, der kann über eine Beschränkung der Temperaturerhöhung um 2 Grad als Ziel des Klimaschutzes nur den Kopf schütteln. - Denn hinter dieser Zielvorgabe steht die, sit venia verbo, absurde Vorstellung, wir könnten durch bestimmte Maßnahmen die durchschnittliche Welttemperatur um ein oder mehrere Grade senken oder er-höhen. Ebenso könnte man eine bestimmte durchschnittliche Sonnenscheindauer oder Niederschlagsmenge für die ganze Welt anstreben. Wie man so etwas allen Ernstes glauben kann, ist für mich ratio-nal nicht mehr zu erklären, sondern nur noch so, daß wir bereits voll der allgemeinen Ideologisierung verfallen sind, wir könnten die gesamten komplexen Naturvorgänge auf der ganzen Welt nach unseren Wünschen und Bedürfnissen manipulieren. Wenn ich aus Erfahrung weiß, mit welchen Impfungen und Medikamenten ich erfolgreich eine bestimmte Krankheit bekämpfen kann, so kann ich mir auch die Verminderung oder auch die Ausrottung dieser Krankheit zum Ziel setzen. Wir sind aber weit davon entfernt, so viel über die Faktoren zu wissen, die über unser gesamtes Weltklima entscheiden, daß wir vernünftigerweise anstreben könnten, durch unsere Maßnahmen dieses Klima exakt um eine bestimmte Durchschnittstemperatur verändern zu können. Was man als Zielvorgabe anstreben kann, ist ein Wert für die Verringerung dessen, was eindeutig von uns gemacht wird, also des Ausstoßes von Kohlenstoff-dioxid. Ob und inwieweit sich hieraus dann Folgen für das Weltklima ergeben, das wird sich dann erst zeigen müssen. |
Klimaschutz als Ersatzreligion Vorbemerkung zum Religionsbegriff Ich komme zum zweiten Teil meiner Ausführungen. Ich habe den sogenannten Klimaschutz als die politische Welt-Ersatzreligion nach dem Ende des Ost-West-Konflikts bezeichnet. Wieso ist die Theorie des Klimaschutzes eine Ersatzreligion? Die Experten sind sich nicht einig darüber, wie man eine Religion definieren soll. Vor kurzem habe ich darum in einem Habilitationsgutachten eine Kritik daran gelesen, daß der Habilitand eine ganz bestimmte Definition von Religion zugrunde legt, die nicht allgemein ak-zeptiert ist. Ich halte diese Kritik für unberechtigt, denn wen sich die Experten nicht einig sind, dann muß man sich halt für eine bestimmte Definition entscheiden. Schließlich reden wir nicht nur von der Religion im Allgemeinen, sondern auch in allen möglichen wissenschaftlichen Zusammenhängen, wie Religionswissenschaft, Religionsphilosophie und dergleichen mehr. Also haben wir eine mehr oder weniger klare Vorstellung davon, was eine Religion ist, auch wenn es dabei, wie aber doch in vielen anderen Fällen auch, Grenzunschärfen gibt. Ersatzreligion: Keine Gottesverehrung Normalerweise wird man wohl als eine zentrale Eigenschaft einer Religion die Gottesverehrung oder zumindest einen Transzendenzbezug ansehen. Ich spreche von einem Transzendenzbezug, um der bekanntlich umstrittenen Frage aus dem Weg zu gehen, ob es im Buddhismus eine Gottesvorstellung gibt oder nicht. Als erstes ist festzustellen, daß – Gott sei Dank, möchte man sagen – der Klimaschutz keine Gottesverehrung beinhaltet. Aus diesem Grund bezeichne ich ihn auch nicht als eine echte Religion, sondern nur als eine Ersatz- oder Pseudoreligion. Dabei enthält der Ausdruck „Gottesverehrung“ in meinen Augen zwei Elemente, nämlich zum einen den Gottesglauben und zum anderen den Kult. Beides kommt beim Klimaschutz nicht vor. Heil oder Untergang der Menschheit: Apokalyptik Dafür gibt es aber eine Reihe anderer Elemente, die sich vielleicht nicht alle in jeder Religion, aber zumindest im Christentum finden. Ein wesentlicher Punkt jeder Religion – und darin unterscheidet sie sich von einer bloßen Theorie – besteht darin, daß es in ihr um das Heil oder Unheil des Menschen und der ganzen Menschheit geht. Genau diesen Punkt finden wir auch in der Rede vom Klimaschutz. Die Klimaerwärmung wird von den Anhängern des Klimaschutzes zur Frage nach der Rettung oder dem Untergang der Menschheit erhoben. Zu diesem Zweck wird ein riesiges Katastrophenszenario entworfen und der Eindruck erweckt, daß uns der Weltuntergang droht, wenn wir nichts zum Schutz des Klimas unternehmen. Auch dies sollte zumindest jedem Theologen bekannt sein. Denn dies ist nur eine Variante der periodisch in der Religionsgeschichte wiederkehrenden Endzeitvorstellungen, die es beispielsweise als -6- Apokalyptik zur Zeit Jesu gab oder die als Millenarismus oder Chiliasmus, also als die Lehre von ei- nem tausendjährigen Reich und dessen Ende in späteren Zeiten aufgetaucht sind. Auch den Marxismus kann man als eine Variante einer solchen Theorie ansehen. Man hat sich lange in der Meinung gewiegt, wir seien als aufgeklärte Menschen der Moderne über derartige Vorstellungen antiken oder mittelalterlichen Denkens erhaben. Dies ist offensichtlich ein Irrtum. Man wagt es heute kaum noch, in der Kirche von der Hölle zu sprechen. Denn man hat der Kirche vor- geworfen, sie hätte damit eine systematische Angstkampagne betrieben, um auf diese Weise ihre Macht zu sichern. Würde man nicht mehr von der Hölle reden, so die Theorie, so würde auch die Angst der Menschen abnehmen. Dies ist aber offensichtlich nicht der Fall. In Wahrheit ist an die Stelle der Höllenangst nur eine neue apokalyptische Bewegung getreten, nämlich die Katastrophenfurcht, die sich auf apokalyptischen Szenarien gründet. Diese Katastrophenfurcht ist allerdings schon älter: es gab sie schon in der Anti-Atom-Bewegung, für deren Ausbreitung im Hintergrund seinerzeit die sowjetische Propaganda massiv gewirkt hat, weil sie auf diese Weise hoffte, die atomare Rüstung des Westens be- hindern zu können, um damit ihre eigene nukleare Machtposition zu festigen. Inzwischen ist die Apoka- lyptik zu einem festen Bestandteil der Kampagne für den Klimaschutz geworden. Eigenartig ist dabei für mich, daß nicht wenige Christen meinen, das Engagement für den Klimaschutz sei auch die genuin christliche Aufgabe. Dies ist deshalb eigenartig, weil es im Matthäus-Evangelium ausdrücklich heißt: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann.“ (Mt 10,28, vgl. Lk 12, 4 f.) Und auch sonst scheint mir die neutestamentliche Botschaft eindeutig dahin zu gehen, daß wir unser Heil nicht in der Vermeidung irgendwelcher rein weltlicher Katastrophen sehen sollen, sondern in einer Rettung, die über diese Welt hinausgeht. Darum kann es nicht die alles andere überragende Aufgabe eines Christen sein, um jeden Preis irgendwelche Naturvorgänge zu beeinflussen, weil sonst die Welt unterginge. Absolutes Engagement Die Verabsolutierung der Klimafrage hat zur Konsequenz, daß der Klimaschutz zum Problem Nummer eins der ganzen Welt erklärt wird, weshalb für ihn ein absolutes Engagement der gesamten Menschheit, sprich der Weltpolitik, gefordert wird und absolute Verpflichtungen aufgestellt werden. Dies führt nicht nur zu internationalen Konferenzen und Kommissionen, sondern auch und vor allem dazu, daß Unsummen von Subventionen von den verschiedensten Staaten in Projekte investiert werden, denen eine klimaschonende Wirkung zugeschrieben wird. Die Frage, ob die betreffenden Gelder nicht dringender oder besser in andere soziale oder sonstige Projekte investiert werden sollten, darf dann überhaupt nicht mehr ernsthaft gestellt werden, sondern wird zu einem Tabu. Nicht wissenschaftliche Theorie, sondern Glaubenslehre Es zeigt sich hieran, daß wir es in Wahrheit nicht mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu tun haben, sondern mit Glaubenssätzen. Von diesen Glaubenssätzen wird nun aber behauptet, sie seien – im Gegensatz zu den Glaubensbekenntnissen einer Religion – naturwissenschaftlich fundiert. Dies sollte uns eigentlich hellhörig machen. Denn dies ist zum einen eine typisch neuzeitliche Erscheinung, die auf der neuzeitlichen Auffassung beruht, die Wissenschaft – und damit ist speziell die Naturwissenschaft ge-meint – sei das einzige eindeutig bewiesene und darum unangreifbare Wissen, das wir besitzen, weshalb nach Möglichkeit alles naturwissenschaftlich begründet werden sollte. Zum anderen gab es aber bereits schon einmal eine Ideologie, die sich ebenfalls die Rettung und Erlösung der ganzen Menschheit zum Ziel gesetzt hatte und von sich behauptete, sie sei streng wissenschaftlich begründet, nämlich den dialektischen Marxismus sowjetischer Prägung. Was dies alles für Folgen hatte, sollte uns doch eigentlich noch nicht völlig aus dem Gedächtnis entschwunden sein und uns etwas weniger anfällig für neue Ideologien machen. Die Theorie des Klimaschutzes ist also eine Glaubensüberzeugung und wird von ihren Anhängern so verteidigt und interpretiert wie eine Religion, nämlich als ein Dogma. Die Gegner sind darum nicht, wie es in der Wissenschaft üblich sein sollte, prinzipiell gleichwertige Diskussionspartner, mit deren Argumenten man sich auseinandersetzt, sondern sie werden als Leugner und Klimaskeptiker verunglimpft und somit faktisch als Häretiker bekämpft. Ich kann mich nicht erinnern, daß man sonst je in der Naturwissenschaft die Vertreter konkurrierender Theorien als Skeptiker bezeichnet hätte. Denn mit solchen Etiketten diskriminiert man seine wissenschaftlichen Gegner moralisch und stellt sie fast schon auf eine ähnliche Ebene wie die Holocaustleugner, statt daß man sich der rationalen Diskussion stellt. Und es gibt verschiedene Berichte darüber, daß versucht wurde, die Vertreter unbequemer kritischer Anfragen von vornherein mundtot zu machen. Wenn ich recht informiert bin, so sind diese sogenannten Klimaskeptiker Naturwissenschaftler, denen man also kaum den Vorwurf machen kann, sie würden von der Sache nichts verstehen, während Leute als Klimaexperten auftreten, die keineswegs Naturwissenschaftler sind, sondern Wirtschaftswissenschaftler oder etwas Ähnliches. Erbsündenlehre Des weiteren haben wir es hier mit einer Erbsündenlehre zu tun, denn die These lautet, daß der Mensch und nur er an allen klimatischen Übelständen schuld ist. Wie nach der Erbsündenlehre Sünde, Tod und Verhängnis durch den Menschen in die Welt kamen, so ist es jetzt mit der Klimaerwärmung. Schuld an ihr ist der Mensch, und sie bringt zugleich das Verhängnis für die ganze Welt mit sich. Zur selben Zeit, in der die Theologen große Probleme mit der biblischen und kirchlichen Erbsündenlehre haben und nicht recht wissen, wie sie sie interpretieren sollen, weil sie in Spannung dazu steht, daß Sünde eine Tat des individuellen frei wollenden Menschen ist, feiert die Erbsündenlehre in anderen Bereichen fröhliche Urständ. Einer dieser Bereiche ist, wie gesagt, der Klimaschutz, ein anderer Bereich ist der Umgang mit dem Holocaust. Auch hier gibt es ein Erbsündendogma, nämlich das Dogma, daß wir Deutsche uns nie- mals aus der Verantwortung für dieses Verbrechen stehlen dürfen. Da die heute lebenden Deutschen aber so gut wie alle zur Zeit des Dritten Reiches noch im Kindesalter oder noch gar nicht geboren waren, kann man ihnen allen keine persönliche Schuld an diesen Greueltaten zuschreiben. Die These, daß wir als Deutsche gewissermaßen in alle Ewigkeit die Verantwortung für diese unsere Geschichte zu tragen haben, ist also ebenso wie die These vom Klimaschutz eine säkularisierte Form der Erbsündenlehre. Erlösungslehre Zu den Wesensbestandteilen einer Religion oder Ersatzreligion gehört auch die Heils- oder Erlösungs- lehre. Auch dies finden wir in der Lehre vom Klimaschutz. Diese Erlösungslehre unterscheidet sich allerdings von den klassischen religiösen Erlösungslehren dadurch, daß sie nicht eine von Gott gegebene Erlösung verspricht, sondern eine vom Menschen gemachte Erlösung, also eine Selbsterlösung verkündet. Auch in diesem Punkt haben wir eine Parallele zum sowjetischen Marxismus: Dort wurde zwar die These von einer notwendigen historischen Dialektik vertreten, aber faktisch mußten die Menschen selbst, sprich: vor allem die Partei, wesentlich dafür sorgen, daß das Ziel der klassenlosen Gesellschaft erreicht wird. Daß wir an dieser Stelle bereits eine zweite Parallele zum Marxismus vorfinden, sollte uns, wie ich meine, ein wenig nachdenklich machen. Denn der Marxismus zeigt uns leider auch, welche Gefahren eine solche Ersatzreligion beinhaltet: Wegen ihres Absolutheitsanspruchs lassen sich mit einer solchen Ersatzreligion diktatorische Maßnahmen jeder Art begründen. Ablaßhandel Und nun erwähne ich noch einen letzten Punkt, der uns zeigt, daß wir es mit einer Ersatzreligion zu tun haben: Es gibt nämlich sogar, man höre und staune, einen Ablaßhandel, nämlich den Handel mit Emis-sionszertifikaten. Martin Luther darf sich im Grab umdrehen. Die politische Rolle des Klimaschutzes Ich hoffe, es ist deutlich geworden, daß es sich beim Klimaschutz nicht so sehr um eine wissenschaftliche Theorie, sondern tatsächlich um eine Glaubenslehre handelt. Damit komme ich zum dritten Teil meiner Ausführungen, nämlich der Frage oder vielleicht richtiger gesagt, der Spekulation, warum diese Lehre einen solchen öffentlichen und politischen Erfolg hat. Ich sehe hierfür es mehrere zusammenwirkende Erklärungen: Forschungsgelder Leider ist es heutzutage zumindest an den Universitäten nicht mehr möglich, naturwissenschaftliche Forschung zu betreiben, wenn diese nicht mit Drittmitteln finanziert werden kann. Nun ist es kein allzu großes Problem, solche Mittel für diejenigen Forschungen zu bekommen, die der Wirtschaft und der In- dustrie nützen und auf die sie in irgendeiner Form angewiesen sind. Dies gilt etwa für Physik und Chemie. Außerdem erhält man natürlich Gelder für alles, was in irgendeiner Weise mit Medizin zu tun hat. Darum wird behauptet, die Stammzellforschung könne für die Medizin von Nutzen sein, obwohl dafür meines Wissens bisher noch jeder Beweis aussteht. Ins Hintertreffen kommen dabei diejenigen Wissen-schaften, deren Nutzen für Wirtschaft, Gesundheit oder Politik nicht so offensichtlich sind. Dazu gehört oder gehörte sicher die Meteorologie. In einem solchen Fall legt es sich nahe, auf andere Weise die Wichtigkeit dieser Wissenschaft öffentlich aufzuzeigen, damit man weiterhin die für die Forschung nötigen Gelder erhält. Eines dieser Mittel besteht darin, daß man zeigen kann, daß man ohne die Berücksichtigung der Resultate dieser Wissenschaft zu desaströsen Zuständen wie einer Klimakatastrophe kommt. Ein anderes Mittel, dessen sich die Hirnforschung bedient, besteht darin, daß man behauptet, die Ergebnisse dieser Forschung würde unser gesamtes Welt- und Menschenbild revolutionieren. Politische Leitidee Damit ist aber noch nicht erklärt, warum die Katastrophenszenarien in bezug auf das Klima so begierig von der Politik aufgenommen wurden. Offenbar benötigt die Weltpolitik so etwas wie eine Leitidee. Diese ist nach dem Ende des Ost-West-Konflikts weggefallen. Man benötigt also eine neue ideell Zielvorstellung. Dafür gäbe es zwar durchaus andere Leitideen, wie den Einsatz für die Menschenrechte, für die Demokratie, für Europa, die Bekämpfung des Terrorismus oder die Hilfe für die Dritte Welt. Aber offensichtlich ziehen diese Ziele nicht so recht oder haben sich abgenutzt, da sie entweder Forderungen beinhalten, die die Menschen nicht erfüllen wollen oder über die bisherigen Erfolge kaum noch weitere Wirkungen haben. Eine sinnvolle Entwicklungspolitik scheint nicht recht durchsetzbar zu sein, weil sie dann, wenn man sie wirklich ernst nimmt, ein freiwilliges Anteilgeben an unserem Wohlstand bedeuten würden. Dazu sind aber Wähler in einer Demokratie nicht bereit. In Europa wäre auch die Vollendung der Europäischen Union ein sinnvolles politisches Ziel. Aber in diesem Punkt hat sich eine gewisse Müdigkeit und ein Streit über die genaue Zielvorstellung breit gemacht, so daß sich die Politiker auf diese Zielsetzung nicht verlassen wollen. Es muß also ein anderes großes politisches Ziel ge-sucht werden. Man könnte hierfür zwar die Bekämpfung des Terrorismus anführen, aber hier gibt es das Problem, daß in Europa die Terrorismusgefahr von den normalen Leuten nicht als so groß angesehen wird, daß man damit einschneidende Maßnahmen rechtfertigen könnte. Daß der Terrorismus unsere Sicherheit bedrohen könnte, wird allem Anschein weniger geglaubt als ein klimatologisches Katastrophenszenario. Ich vermute, daß der Grund dafür darin liegt, daß man sich eine Verhütung der sogenannten Klimakatastrophe ohne den Einsatz von Leib und Leben vorstellt, während man realistischerweise sieht, daß ein wirksamer Kampf gegen Terrorismus ohne den Einsatz von Leib und Leben nicht möglich ist. Dieser Einsatz ist aber in der westlichen Welt extrem unpopulär. Wir sind nicht sonderlich bereit, für unsere Freiheit unser eigenes Leben oder das Leben unserer eigenen Landsleute aufs Spiel zu setzen. Das läßt sich zudem noch wunderbar ethisch verbrämen, wie man an den Äußerungen mancher Politiker oder Kirchenleute sehen kann. Ablenkung von kaum lösbaren konkreten Problemen Man braucht in der Politik eine Ablenkung davon, daß man nicht fähig ist, die wirklichen Probleme, die uns eigentlich auf den Nägeln brennen, zu lösen. Das beste Beispiel hierfür ist die Finanz- und Wirtschaftskrise, die wir jetzt so drastisch erleben und vor der man ganz offensichtlich die Augen verschlossen hat. Hier hatte die Fixierung auf Klimaschutz offensichtlich eine Alibifunktion. Das gilt auch für die weiteren sozialen Probleme wie das Wirtschaftssystem, das Gesundheitssystem, die Sorge für die Alten und die Pflege. Wir brauchen in der Politik etwas, was uns von diesen ungelösten Alltagsfragen ablenkt, damit die Politiker nicht noch mehr wie der Kaiser ohne Kleider dastehen. Denn dies würde zu einer Politikverdrossenheit führen, die noch viel größer ist als die, die wir ohnehin schon haben, und hätte möglicherweise für unser politisches und gesellschaftliches System desaströse Folgen. Darum sucht man ein Feld, auf dem man die Lösung nicht mit menschlich-sozialen oder wirtschaftlichen Mitteln herbeiführen muß, was sich immer wieder als eine kaum lösbare Herkulesaufgabe erweist, sondern wo rein technische Mittel zum gewünschten Erfolg führen oder führen sollen. Und dies ist beim Umweltschutz und beim Klimaschutz der Fall. Darum sind diese beiden Bereiche auch so populär. Sie gaukeln uns nämlich vor, etwas für den Menschen zu tun, ersparen es uns aber gleichzeitig, uns wirklich mit Menschen auseinanderzusetzen. Vielmehr wird die Lösung der menschlichen Probleme auf Naturwissenschaft und Technik abgeschoben, von denen wir als moderne Menschen meinen, daß wir sie beherrschen und daß sich mit ihnen letzten Endes alle Probleme lösen lassen. Bedürfnis nach Weltbeherrschung statt Vorsehung Wie ich schon sagte, tritt an die Stelle der traditionellen Lehre von der Hölle, über die heute kein Theo- loge mehr gerne redet und die mehr und mehr der Lehre weicht, am Ende kämen doch alle in den Himmel (Apokatastasislehre), obwohl diese Lehre in der frühen Kirche verurteilt wurde, die irdische Katastrophe. Hieran zeigt sich, daß der Mensch offenbar ein Bedürfnis nach Katastrophenszenarien besitzt, denn es handelt sich hier nur um eine neue Version der in regelmäßigen Abständen in der Geschichte auftretenden Apokalyptiken. Zum anderen zeigt sich hier der Verlust des Glaubens an die göttliche Vorsehung und deren Ersetzung durch den nach wie vor vorhandenen Glauben an die Machbarkeit von allem. Dieser Glaube ist zwar durch die These von den Grenzen des Wachstums nicht mehr in seiner un-begrenzten positiven Ausprägung vorhanden, er zeigt sich aber nach wie vor in der Meinung, wir könnten und müßten das gesamte Weltgeschehen beherrschen und zum Guten lenken, und zwar durch Naturwissenschaft und Technik. In Wahrheit müßten wir in den Bereichen, bei denen der Mensch eindeutig der Verursacher ist, nämlich in der Politik und bei den Finanzen (denn bei der Realwirtschaft hängen wir von anderen Bedingungen ab), das Weltgeschehen zum Guten lenken. Aber da wir hier massiv unsere begrenzten Möglichkeiten erfahren, kompensieren wir das dadurch, daß wir uns in die Illusion einer technischen Weltbeherrschung flüchten. Wir leben nämlich in einem Zeitalter, in dem die Naturwissenschaften zu einer, wenn nicht zu der beherrschenden geistigen Macht geworden sind. Dies verdanken sie m. E. vor allem ihrem unbestreitbaren riesigen Erfolg in der Neuzeit. Es gibt vermutlich keinen Bereich unseres Lebens, in dem sich in den vergangenen Jahrhunderten so viel getan hat, wie in dem, den unsere Technik geprägt hat. Dies hat in der beginnenden zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts darum auch zu der verbreiteten Meinung geführt, der technischen Macht des Menschen seien so gut wie keine Grenzen gesetzt. Nun hat sich dieser grenzenlose Fortschritts- und Wachstumsoptimismus zwar inzwischen gemäßigt, aber er ist keineswegs völlig verschwunden. Und der Glaube an die Leitfunktion der Naturwissenschaft wurde zwar in bestimmten Bereichen gedämpft, ist aber im Grunde doch nach wie vor wirksam. Wenn wir nun dem Klima gegenüber weitgehend ohnmächtig sind, so widerspricht das unserem natur- wissenschaftlichen Hochmut, der meint, auf Grund unserer naturwissenschaftlichen Erkenntnisse müßten wir doch auch alle globalen Naturvorgänge steuern können. Dies umso mehr, als wir unter der Diskrepanz leiden, daß wir die globalen wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge heutzutage wesentlich besser erkennen als in früheren Zeiten und doch, wie auch unsere derzeitige wirtschaftliche Situation zeigt, kaum zu beherrschen vermögen. Dies führt zu einer ungeheuren Frustration, der man etwas entgegensetzen muß. Denn eine solche Frustration kann man nur ertragen, wenn man an einen guten Gott und seine Vorsehung glaubt. Dieser Glaube ist uns aber weitgehend abhanden gekommen. Das Wort Vorsehung ist praktisch aus der heutigen Theologie verschwunden. Wenn man in der einbändigen Dogmatik von Gerhard Ludwig Müller im Register das Stichwort Vorsehung sucht, so wird man mit Fettdruck auf vier Seiten verwiesen, wo dieses Thema angeblich abgehandelt wird. Schlägt man dort nach, so erscheint tatsächlich das Wort Vorsehung in einer der Überschriften. Im Text selbst kommt es aber fast gar nicht vor. Dort ist von der Schöpfung und der Gnade und ihrem grundsätzlichen Verhältnis zur menschlichen Freiheit die Rede. Das ist ein grundlegendes und wichtiges Thema, aber der Begriff Vorsehung meint mehr als das Verhältnis von Gott zur Welt und zum Menschen im allgemeinen. Er meint, daß Gott an unserem Schicksal Anteil nimmt, daß er sich um uns kümmert, daß er, wenn auch auf seinen, uns oft verborgenen Wegen, alles zum Guten führt. Das ist mit Vorsehung gemeint. Das kann man zwar in Artikeln theologischer Lexika noch finden, aber sonst ist das Wort Vorsehung praktisch aus der heutigen Theologie verschwunden. Dies ist, wenn ich recht sehe, nicht nur eine Folge des Mißbrauchs dieses Wortes durch die Nazis, sondern ist eine Folge des offenbar auch unter Theologen weit verbreiteten, wenn auch nicht offen zugegebenen naturwissenschaftlichen Determinismus. Dieser Determinismus erträgt es nun aber nicht, im politisch-gesellschaftlichen Leben ständig sein Unvermögen konkret vor Augen geführt zu bekommen, wo er doch mit der Devise angetreten ist, alles zu wissen und folglich auch alles zu können. Hier könnte man mir entgegenhalten, daß die große Zeit der Meinung, alles sei möglich, doch in den 70er und 80er Jahren war, während wir heute wesentlich bescheidener geworden seien, was schon Schlagworte wie Grenzen des Wachstums andeuten. Das ist aber nur zur Hälfte richtig. Denn es trifft zwar zu, daß mit der ökologischen Bewegung und ähnlichen Tendenzen ein Bewußtsein von den Grenzen der Machbarkeit Platz gegriffen hat, aber gleichsam hinter dem Rücken dieser offiziellen Tendenzen existiert der Glaube an die universelle Machbarkeit ungehindert weiter. Dies sieht man beispielsweise an den Klimazielen ebenso wie am Glauben an die grenzenlosen Fähigkeiten der Hirnforschung und ähnlichen Dingen. Rohstoff- und Energieabhängigkeit als Bedrohung unserer Freiheit Nun gibt es allerdings auch einen positiven Grund, aus dem die Politiker die Frage des Klimawandels in den Mittelpunkt stellen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, daß intelligente Politiker nicht sehen, daß die Kampagnen zugunsten des angeblichen Klimaschutzes auf einem problematischen Boden stehen. Diese Politiker sehen aber, daß seit dem Ende der Ost-West-Konfrontation eine ganz andere Gefahr für unsere Freiheit droht, nämlich die mehr und mehr zunehmende Abhängigkeit von Energie- und Roh- stofflieferanten, deren politisches und gesellschaftliches System auf einer höchst fragilen Basis beruht, wie dies im Nahen Osten der Fall ist. Aber auch die Abhängigkeit von einem trotz allem einigermaßen stabilen System wie Rußland ist problematisch, da auch Rußland diese Abhängigkeit als politische und wirtschaftliche Waffe einsetzen kann, wofür es bekanntlich ja bereits Beispiele gibt. Intelligente Politiker – so ist meine These – sehen hierin zu Recht eine der größten Gefahren für unsere Freiheit und Selbständigkeit. Im kalten Krieg waren Freund und Feind öffentlich definiert; und so konnte man als Politiker auch die entsprechenden Rüstungsanstrengen und andere Sicherheitsmaßnahmen öffentlich mit dieser Situation begründen. In der heutigen Situation besteht aber das große Problem, daß dies nicht mehr möglich ist. Denn sobald man zu laut und zu deutlich von dieser Abhängigkeit spricht und sie zu verringern sucht, besteht die Gefahr, daß man nicht nur diplomatische Verwicklungen heraufbeschwört, sondern genau die Folgen provoziert, die man verhindern möchte, wie die Verteuerung oder Verknappung der Energie- und Rohstoffzufuhren. Die Appelle zu weniger Energieverbrauch sind für sich allein genommen unzureichend. Aber einschränkende Gesetze und Steuererhöhungen sind zunächst einmal unpopulär und müssen darum schmackhaft gemacht werden. So laufen meine Überlegungen auf die Frage hinaus: Ist die heutige Demokratie so irrational, daß man nur noch durch Katastrophenszenarien die Menschen dazu bringen kann, ihre Ansprüche und ihren Konsum so weit zu mäßigen, wie es für die Erhaltung der eigenen Freiheit nötig ist? Wenn dies tatsächlich so wäre, wäre dies ein bedenkliches Zeichen für unsere Gesellschaft. |
Herbert
J.Uhl Gemeinderat . Auf diesen Seiten berichte ich über die Arbeit des Gemeinderats und seiner Ausschüsse aus meiner Sicht. Damit möchte ich getreu meinen Wahlzielen die Transparenz verbessern und die Entscheidungen des Gemeinderats für die Bürger nachvollziehbar kommentieren. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um ein verbindliches Protokoll, und auch nicht unbedingt um die Position der Freien Wähler, sondern um eine Auswahl meiner subjektiven Eindrücke. |