Freie Wähler Vaterstetten e.V. 
 Notizen aus dem Gemeinderat
 
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19.7.2018 - Gemeinderat
Populismus und die Macht der Zwerge - die wählen irgendwann
Da die Beantragung von Fördermitteln für die Umstellung des gemeindlichen Fuhrparks auf E-Mobiität, eine Beteiligung an der 3E-Genossenschaft von 9.T€ zur Errichtung einer Photvoltaikanlage auf dem Sozialbau VAT-NW und zwei Auftragsvergaben ohne große Diskussion einstimmig beschlossen wurden, gäbe es im öffentlichen Teil eigentlich nichts zu kommentieren.
Wären nicht zwei weitere überflüssige Schaufensteranträge der SPD gewesen, die ich nicht unkommentiert stehen lassen wollte. Das Thema Kinderhort wurde aus unverständlichen Gründen nichtöffentlich behandelt, inzwischen aber bereits der Presse zugespielt.

Nach dem unsäglichen Vorschlag mit der "Leichten Sprache" am Vortag, gegen den es erstaunlicherweise kaum Widerspruch gab, stand die SPD mit zwei weiteren Schaufensteranträgen auf der Tagesordnung. Bei 13% muß man sich halt für die Landtagswahl bemerkbar machen. Wohlgemerkt: Mehr Klarheit und Verständlichkeit im Behördendeutsch sollte man immer anstreben, aber eine infantisierte Parallelwelt steht im Widerspruch zu allen Integrations-Beteuerungen.

Im ersten ging es um den Ausbau barrierefreier Wahllokale. Gegen mobile Rampen wäre ja nichts einzuwenden. Aber Blindenleitsysteme? Wie soll ein Blinder in einer Wahlkabine einen Stimmzettel ausfüllen? Und Wahlunterlagen in "leichter Sprache" (s.o.)? Ist jemand, der unsere Sprache nicht versteht, überhaupt fähig, eine Wahlentscheidung zu treffen? Muß die SPD ihre Wahlhoffnungen schon auf Blinde und Blöde setzen?
Nicht umsonst hat der Gesetzgeber die Briefwahl vorgesehen, die sich auch bei Nichtbehinderten steigender Beliebtheit erfreut. Darin eine Benachteiligung zu sehen, ist absurd. Kann man doch die tischgroßen Lappen zuhause in Ruhe durchgehen. Aber die Parteien hätten es wohl gerne, dass man schnell ihre Liste ankreuzt, statt sich über die Zusammensetzung Gedanken zu machen. Dass ich am Ende als Einziger gegen diesen Blödsinn stimmte, läßt mich darüber nachdenken, ob meine Mitarbeit in diesem Gremium überhaupt noch einen Sinn hat.
Auch der gemeinsam mit der FDP (eine in Vaterstetten seltene Konstellation) gestellte Antrag, bezüglich Schallschutz am Brennerzulauf bei der DB gegen "unzulängliche" Schallschutzmaßnahmen zu protestieren und eine Behandlung als Neubaustrecke zu fordern, ignoriert oder verdreht seit langem bekannte Tatsachen.
Im Rahmen dieses Projekts gibt es seit Jahren neben regelmäßigen Konsultationen mit allen betroffenen Gemeinden und Landkreisen
in verschiedenen Gremien (Gemeindeforen,  Regionalforum, Regionaler Projektbeirat und Lenkungskreis) auch eine Fülle von öffentlichen Veranstaltungen und Initiativen der Bundestagsabgeordneten, über die in den Medien immer wieder berichtet wird.
Eine Entlastung über Mühldorf ist nach wie vor fester Bestandteil der Planungen und wird von der DB sogar angestrebt. Wenn, dann scheitert sie am Widerstand von Kommunalpolitikern, die nach dem Floriansprinzip handeln.
Der Einbau von Schienenstegdämpfern wurde nicht erst aktuell vom Verkehrsminister, sondern schon seit langem von der DB zugesagt. Das ist aber bei weitem nicht alles: Das Lärmproblem verursachen vor allem Güterzüge. Diese müssen bis 2020 Verbundstoffbremsen haben, die das Vorbeifahrgeräusch halbieren. Diese und andere Verbesserungen werden sich auswirken, bevor der Brennertunnel fertig ist. Erst am 17.5.18 veröffentlichte die DB dazu eine anschauliche Information.
Es wäre also angebracht, diese Entwicklung erst einmal aufmerksam zu verfolgen, bevor man womöglich unnötige Investitionen fordert.
Letztlich habe ich dem Antrag doch zugestimmt, da ich mich nicht als einziger der Unterstellung aussetzen möchte, nicht für einen optimalen Lärmschutz einzutreten, wobei ich unter "optimal" eben auch Wirtschaftlichkeit und Angemessenheit subsummiere.
Als Populismus betrachte ich das trotz des vehementen Widerspruchs, zumal nach der Bemerkung von Axel Weingärtner (Grüne), "entlang der Strecke lebten Hunderttausende Menschen", (was mir übertrieben erscheint) "und die wählen alle irgendwann" (ESZ; s.a EZ)
Durchaus legitim, aber dann sollte man es anderen nicht dauernd vorwerfen.

UhlHerbert J.Uhl
Gemeinderat
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Auf diesen Seiten berichte ich über die Arbeit des Gemeinderats und seiner Ausschüsse aus meiner Sicht. Damit möchte ich getreu meinen Wahlzielen die Transparenz verbessern und die Entscheidungen des Gemeinderats für die Bürger nachvollziehbar kommentieren. Es handelt sich wohlgemerkt nicht um ein verbindliches Protokoll, und auch nicht unbedingt um die Position der Freien Wähler, sondern um eine Auswahl meiner subjektiven Eindrücke.